Der Wiener Psychiater und RPP-Leiter Raphael Bonelli stellte in seinem Vortrag fest, dass in die psychotherapeutische Praxis heute Menschen mit Schuldzuweisungen und Schuldgefühlen kommen. Wie beim Schmerz gebe es aber auch physiologische und pathologische Schuldgefühle: Die pathologischen, aus Depression, Versündigungswahn, neurotischem Skrupel oder einer Persönlichkeitsstörung geborenen Schuldgefühle seien die Ausnahme: „Normalerweise hat man Schuldgefühle, weil man schuldig geworden ist.“ Das sei nun an sich noch kein Problem, denn „Unrecht erleiden und Unrecht tun ist der Normalfall des Lebens“. Doch werde heute die Schuld nicht angenommen, sondern verdrängt. Bonelli zitierte den russischen Literaten Fjodor Dostojewski, der bereits 30 Jahre vor dem Wiener Sigmund Freud erkannt habe, dass das Bedrohliche verdrängt wird. Und das sei eben heute nicht mehr (wie vielleicht noch zur Zeit Freuds) die Sexualität, sondern die persönliche Schuld.

Der ganze Artikel der deutschen Tagespost kann hier nachgelesen werden.