Bonelli, der das RPP-Institut 2007 als Plattform des interdisziplinären Austauschs zwischen der Welt des Glaubens und der Theologie einerseits und den Psycho-Wissenschaften auf der anderen Seite gegründet hat, riet zur Vorsicht bei der Pathologisierung von asketischen Formen und Fehlformen. Die Selbstkasteiung als freiwillige Entbehrung um eines höheren Gutes willen gebe es nicht nur im Christentum, sondern auch etwa im Buddhismus. Die Grenze zur psychopathologisch krankhaften Askese zeigte Bonelli mit Bildern von Extremformen der Nahrungsaskese, der autodestruktiven Gewalt und der Selbstbeschädigung. Sein Fazit: „Es gibt ein Zuviel an Askese, aber das Hauptproblem unserer Zeit ist ein Zuwenig an Askese.“ Die Folge dieses „Zuwenig“ sei der Kontrollverlust, etwa im Kaufzwang oder in der Internetsucht. Um das Leben in den Griff zu bekommen, brauche es das richtige Maß.

Bonelli zitierte den Philosophen Josef Pieper: „Mäßigung heißt, in sich selbst Ordnung verwirklichen.“ Dies eben sei das Ziel der Askese: Ordnung in den eigenen Emotionen, Gedanken, Beziehungen, Werten, Prioritäten herzustellen. Ohne Freiheit gebe es keine echte Askese, aber ohne Askese auch keine innere Freiheit. „Die beiden bedingen sich gegenseitig“, so Raphael Bonelli. Die pathologische Askese sei unfrei, und damit keine wirkliche Askese.

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