„Perfektionisten vergleichen sich immer mit anderen“

Wo liegt der Unterschied zwischen Perfektionismus und dem ehrgeizigen Streben, seine Sache einfach gut machen zu wollen?
RAPHAEL M. BONELLI: Perfektionismus wird durch die panische Angst vor der eigenen Fehlerhaftigkeit gekennzeichnet beziehungsweise davon, vor anderen fehlerbehaftet dazustehen. Es hat nichts damit zu tun, dass Menschen Sachen gut machen wollen. Perfektionisten wollen sie nur gut machen aus dem Motiv, dass sie ansonsten getadelt werden. Es geht also nicht so sehr um die Sache, sondern es geht um die Frage, wie man dasteht. Und das ist eben schon genau das Problem aus psychologischer Sicht.

 

Warum kommt der Perfektionist in Schwierigkeiten?
Das Problem ist die Motivation, nicht die Handlung an sich. Der Psychologe Fritz Künkel, ein Schüler von Alfred Adler, nannte dieses ängstliche Kreisen um sich selbst Ichhaftigkeit: Was denken die anderen über mich? Wie komme ich an? Bin ich gut genug? Diese Ichhaftigkeit steht im Kontrast zur Sachlichkeit. Die Sachlichkeit sieht so aus: Ich will die Sache gut machen, weil sie es wert ist. Die Sachlichkeit hat eine große Distanz zu sich selbst. Der Perfektionist hingegen bringt immer eine Beziehung zum Ich ein, wo es eigentlich gar keine gibt.

Das ganze Interview, das am 3. Juni 2020 in der Kleinen Zeitung erschienen ist, kann hier nachgelesen werden (kostenpflichtiger Artikel).

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