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Beichte bietet Ausweg aus Perfektionismus-Wahn

Dabei ist das Schuld-Problem heute hochaktuell, wie der Psychiater erklärte: „Wir haben die Kompetenz verloren, mit eigener Schuld umzugehen.“ Innere „Dogmen“ wie „Ich darf keine Fehler machen, sonst bin ich nicht mehr liebenswert“, das narzisstische „Fehler zugeben ist Scheitern“ oder „Der Schwächere muss sich entschuldigen“ seien weit verbreitet, bis hin zur Haltung „Sünden gibt es nicht“, zu der die Psychiatrie selbst Vorschub geleistet habe. Bonelli: „Sigmund Freud kannte das Schuldgefühl nur als pathologische Form und Funktionsstörung – da er dem Mensch keine Freiheit und somit keine Verantwortung zuerkannte. Viele Therapeuten glauben bis heute, der Mensch sei nicht schuldfähig, und wollen daher Schuldgefühle einfach ausreden.“

 

Vielmehr sei das Schuldbewusstsein jedoch eine sinnvolle „Alarmanlage, die anzeigt, was los ist“ und Gewissensbisse ein „Zeichen psychischer Gesundheit“, sagte der Leiter des Wiener Instituts für Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie (RPP), der auch an der Sigmund-Freud-Privatuniversität lehrt. Werde Schuld verdrängt, verschwinde sie nicht, sondern es werde bloß ein „innerer Scheinfrieden“ hergestellt, der weiteres Verdrängen nach sich ziehe. Das mache den Menschen unfrei, beziehungsunfähig und verbittert, zudem komme das Verborgene immer irgendwann ohnehin ans Licht. Ein weit besserer Umgang mit dem „Schmerz“ des Schuldgefühls sei, ihn danach zu überprüfen, ob er Vernunft und der „inneren Wahrheit“ standhalte.

Der ganze Artikel, der am 12. Mai 2018 im katholischen Nachrichtenportal kath.net erschienen ist, kann hier nachgelesen werden.

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